Sent – Graubünden

Reisebericht: Sent – Ein Ort voller Geschichten

Es gibt kaum etwas Schöneres, als die eigenen Hobbys miteinander zu verbinden. Für mich ist das Reisen eine perfekte Gelegenheit, um meine Liebe zur Gastronomie und diesmal meine Leidenschaft für die Genealogie, also die Ahnenforschung, miteinander zu vereinen. In diesem Sinne begab ich mich auf eine Reise nach Sent, ein idyllisches Dorf im Schweizer Kanton Graubünden.

Sent, mit weniger als 900 Einwohnern, bietet eine persönliche und entspannte Atmosphäre. Das Dorf liegt erhaben auf einer Sonnenterrasse über dem Inn auf 1440 m ü. M. und besticht durch seine typisch Engadiner Architektur. Die charakteristischen Giebel und die markante Dorfkirche mit ihrem speziellen Turm verleihen dem Ort einen besonderen Charme.

Während ich die kulinarischen Spezialitäten der Region erkundete, wurde mir bewusst, dass jede Mahlzeit hier eine eigene Geschichte erzählt. Die Zutaten stammen oft frisch vom Markt, und die Zubereitung ist tief in den lokalen Traditionen verwurzelt. Ich hatte das Vergnügen, die rustikalen Aromen des Engadins zu probieren, die mir nicht nur den Gaumen, sondern auch die Seele schenkten.

Doch meine Neugier erstreckte sich über die Geschmäcker hinaus; sie führte mich zu den Wurzeln meiner eigenen Familie. Die Genealogie ermöglicht es mir, die Geschichten meiner Vorfahren zu erkunden und deren Verbindungen zur heutigen Zeit zu verstehen. In Sent fand ich Spuren von Einwanderern, den sogenannten Randulins, die einst aus wirtschaftlichen Gründen ihre Heimat verließen, aber der Verbundenheit zu ihrem Dorf treu geblieben sind.

Die Dorfchronik und die einzigartige Architektur zeugen von der Geschichte dieser Auswanderer. Besonders auffällig sind die mit Kratzputz, auch Sgraffito genannt, verzierten Häuser und der spezielle Senter Giebel, der nur selten in der Umgebung zu finden ist. Alte und neue Bauwerke wechseln sich ab, was einem die Möglichkeit gibt, die Entwicklung des Dorfes über die Jahre hinweg nachzuvollziehen.

Einige der bekanntesten Senter haben es zu Weltruhm gebracht. Doch sind sie  immer wieder in ihr Heimatdorf zurückgekehrt. Künstler wie Not Vital und Schriftsteller wie Nicolas Bardola trugen zur kulturellen Prägung bei und schufen Werke, die teilweise in Sent angesiedelt sind. Auch sie sind Teil der Geschichte, die mir während meines Aufenthalts begegnete.

Eine weitere Besonderheit in Sent ist die Autofreiheit der meisten Straßen. Das machte unseren Anreiseprozess zu einem kleinen Abenteuer. Unser Gepäck wurde vor dem Hotel Aldier ausgeladen, bevor wir unser Auto etwa 500 Meter entfernt parkten und unsere Erkundungstour zu Fuß fortsetzten. Diese fußläufige Erreichbarkeit verstärkte das Gefühl der Entschleunigung und des Eintauchens in die beschauliche Welt von Sent.

Ein wenig Pech hatten wir in diesem Ort. Es regnete fast ununterbrochen, und wir wussten nicht, dass der 1. August der Nationalfeiertag der Schweiz ist. An diesem Tag erinnert man an den „Rütlischwur“ von 1291, als die drei Kantone Uri, Schwyz und Unterwalden den „Bundesbrief“ unterzeichneten. Deshalb blieben alle Läden geschlossen.

Zusammengefasst war meine Reise nach Sent nicht nur eine kulinarische Entdeckungstour, sondern auch eine Reise in die Vergangenheit meiner Vorfahren. Es ist faszinierend, wie eng Geschichte, Kultur und Gastronomie miteinander verbunden sein können. Jede Geschichte, die ich hörte, trug dazu bei, mein Verständnis für diesen besonderen Ort zu vertiefen. Sent wird mir sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben!