Grossfeld Gastraum der Sinne

Wer in einem Dorf mit 2500 Einwohnern ein Restaurant mit gehobener Küche eröffnet und betreibt muss entweder ein wenig verrückt oder von seinem Können überzeugt sein. Auch wenn die Großstadt Frankfurt/Main im Rücken ist, wird immer ein wirtschaftliches Restrisiko bleiben. Grossfeld, der bei Schubeck gelernt und hier sowie u.a. im Tantris gearbeitet hat, bietet eine Küche mit Zutaten aus der Region an. Diese werden zu außergewöhnlichen Kreationen und auf höchstem Niveau zubereitet und serviert.
Neben der Speisekarte wird das Tagesmenü auf einer großen Schiefertafel angeboten.
Durch den Rosengarten betritt durch die weit geöffneten Fenstertüren den Gastraum. Der hohe Raum des Fachwerkgebäudes wird durch sichtbare Holzbalken und weißen Gefachen abgeschlossen. An den Wänden ist rot die dominierende Farbe. Die schwarze Schiefertafel wirkt auf der Wand wie ein Gemälde.
An den weiß eingedeckten Tischen ist Platz für ca. 30 bis 35 Personen. Der Gesamteindruck des Gastraumes macht Spaß auf das Kommende.
Bei noch angenehmen Wetter, da sollte sich im Laufe des Abends ändern, nehme ich Platz im Rosengarten. Da ich mit dem Auto unterwegs bin und noch einige Kilometer fahren muss, verzichte ich auf Alkohol. Als Aperitif wird mir ein sehr fruchtiger und wohlschmeckender Cocktail serviert, zum Essen trinke ich „stilles Wasser“.
Im Service arbeiten an diesem Abend ein junger Sommelier und Frau Stifanka Kurbasa, die Lebensgefährtin von Grossfeld. Beiden macht die Arbeit anscheinend sehr viel Spaß und beraten sehr kompetent.
Verschiedene Sorten Brot und Salzbutter stehen schnell auf dem Tisch. Nach dem Studium der Speisekarte entscheide ich mich für ein Viergang-Menü.
Vogelsberger Steinpilze mit Lauch-Nudelblatt-Wachtelei
Maishähnchen-Tomate-Kapern-Reisnudeln
Creme Brulee vom Ziegenkäse mit Zwetschge
Pfirsich und Himbeere

Amuse Bouche
Als Gruß aus der Küche drei Kleinigkeiten. Gurkensorbet mit Wasabi. Ein cremiges Sorbet, Wasabi bringt eine leichte Schärfe ins Spiel. Sahne Jogurtmousse mit einer Gurkengelantine. Die Mousse sehr leicht und die Gelantine nicht gummiartig. Ein völlig anderer Geschmack dann beim Zitrussalat mit Flusskrebs. Beim Zirtussalat erahnte man an den Gewürzen bereits das kommende Weihnachtsfest.
Alle Texturen und Geschmacksrichtungen waren beim Gruß aus der Küche vorhanden. Ein gelungener Auftakt.

Vogelsberger Steinpilze mit Lauch-Nudelblatt-Wachtelei
Die ersten Steinpilze des jahres aus dem nahen Vogelsberg. Kurz gebraten und zusammen mit sehr dünnen Nudelblättern als Lasagne aufgebaut. Der frische Lauch brachte eine Gewisse schärfe und Biss an das Gericht. Umgossen wurde das ganze am Tisch mit einer sehr schmackhaften Steinpilz-Sahne Suppe. Ein Wachtel-Spiegelei krönte das Ganze.

Maishähnchen-Tomate-Kapern-Reisnudeln
Das Fleisch einem Bressehuhn fast ebenbürtig. Das saftige Brustfleisch in dünne Scheiben geschnitten, das Keulenfleisch in Strudelteig eingepackt, dazu die in Streifen geschnittene krosse Haut. Die reisnudeln mit den Tomaten als Risotto gegart passte mit seiner leichten Säure perfekt zum zarten Fleisch. Säure brachten auch die Kapern an das Gericht. Ein leichter und wohlschmeckender Gang,
Man macht ja mittlerweile fast aus jedem Produkt eine Crème brûlée. Hier passten der leichte Käse und die knackige Süße hervorragend zusammen. Eine gewisse Säure brachte der Zwetschgenkompott.

Pfirsich und Himbeere
Knackig süßer Pfirsich, die Himbeeren mit Vanillecreme gefüllt. Ist bestimmt eine „böse“ Arbeit. Dazu Eis von weißer Schokolade auf Pistazien und ein Tortenstück von der weißen Schokolade. Leider waren die Tupfer von der Pralinencreme viel zu wenig. Das wenige aber sehr lecker.
Zum Abschluss zum Espresso und den köstlichen Pralinen, hergestellt von Stifanka Kurbasa, dann doch noch ein kleiner Schluck Alkohol. Einer „Wilden Marille“ konnte ich nicht wiederstehen.
Ein gelungener Abend.
