2020 war bestimmt nicht das Jahr des Sven Wolf und seiner Mannschaft. Zuerst der Verlust des Michelin Sterns und dann noch die Corona-Krise. Er hat beides durchgestanden und 2021 auf Angriff umgeschaltet. In der Krise hat er die gesamte Küche umgebaut und sich neu aufgestellt. Das schöne dabei, fast die gesamte Mannschaft ist an Bord geblieben. Natürlich gab es auch Abgänge, so z. B. Jannis Böttger, der ins neu eröffnete Mondi in der Wilhelmshöher Allee wechselte.
Dafür gab es einen interessanten Neuzugang. Aus dem Hamburger Sterne Restaurant „Lakeside“ wechselte der 31-jährige Sun Yung Han nach Kassel. Vorher arbeitete er 7 Jahre im „La Vie“ in Osnabrück. Bis zur Schließung im Jahre 2018 war es mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet.
Es war der letzte Abend mit der alten Speisekarte vor einer kurzen Auszeit, danach soll eine völlig neu gestaltete Karte aufgelegt werden. Man kann gespannt sein, wie und wo sich die Handschrift von Sun Yung Han zeigt. Bereits beim alten Menü waren Anzeichen erkennbar. So z. B. beim „Juvenil“ Ferkel. Shiitake Pilze brachten einen starken Umami Geschmack auf den Teller, der durch den Mapo Tofu abgemildert wurde.
Fazit: Sven Wolf hat die Krisen gut gemeistert und ist auf einem neuen Weg in Richtung „Stern“. Der Service wie immer unaufgeregt arbeitend und mit sehr guten Wein Empfehlungen. Ich bin sehr gespannt auf das neue Menü und werde das „Voit“ dann wieder besuchen.
Blumenstrauß von der Mannschaft des Voit für einen besonderen Tag. Danke!!!Blick in die neue KücheBrot sowie aufgeschäumte und gewürzte ButterAmuse Bouche: Hummertatar mit Kräuter Bouquet, Birnensaft mit Zitronengras, Rosmarin und Chili Öl, Mandeltarte mit ApfelSardine, Ananas, SenfsaatGebratener Lauch, rohe Scheiben vom Pattison, eine Sauce auf Basis von Brot, Porree, Sahne und Heu.Ferkel mit Mapo Tofu und Shiitake PilzenPfirsich Shito Eis mit YuzuschaumRotbarsch, Escabeche, Rucola, schwarzes Kartoffelpüree.Zweierlei vom Challans Huhn, Mais und PX EssigAußerhalb des Menüs zum Testen: Scheiben vom Wagyu RindMolke, Honig und Kamille
Die große Fensterfront des ehemaligen Ladenlokals ist geblieben. Auch bei der Inneneinrichtung hat sich Sven Wolf nicht verbiegen lassen. Eine offene Küche, massive Holztische, Stahl und Beton erwarten den Gast. Auch im Küchenteam keine Veränderungen. Im Service ist das ein oder andere Gesicht neu. Die große „Veränderung kam dann aber am 14. Nov. Der Guide Michelin Deutschland ließ einen Stern über dem Restaurant erstrahlen. Seit der Erstausgabe des Michelins in Deutschland ist es das erste Mal, dass ein Restaurant in Kassel diese Auszeichnung erhält. Die Versuche von Hansi Meister mit seinen Chefköchen Richter bzw. Fischer in den 1980ziger Jahren einen Stern nach Kassel zu holen war gescheitert. Wobei man damals munkelte, dass der Stern eigentlich klar war, aber Chefkoch Fischer verließ das Haus in Richtung Nürnberg. Auch die Versuche von Thomas Nähler mit Jürgen Richter zwischen 2001 und 2009 in Richtung Stern hatte leider keinen Erfolg.
Zum Aperitif werden wie üblich dünne selbstgebackene Brotscheiben mit zweierlei Dipp serviert. Diesmal Quark mit Kräutern bzw. ein rote Bete dipp werden den gesamten Abend nachgereicht. Auf einen Aperitif verzichten wir diesmal und bestellen einen Flasche Weißwein, die das Menü den gesamten Abend begleiten wird. Der vom Sommelier empfohlene Sauvignon gris vom Weingut Zeter, Pfalz passte mit seiner Mineralität ausgezeichnet zum Menü.
Fazit: Der Stern ist wohl verdient und ist die Auszeichnung für eine kontinuierliche Entwicklung seit 2014. Bei meinen jeweiligen Besuchen in den Jahren 2014-2017 konnte ich diese Entwicklung mit verfolgen. Schade eigentlich nur, dass andere Restaurantführer wie „Gault Millau“ oder „Gusto“ das Voit noch nicht entdeckt haben. Dies spricht nicht gerade für diese Führer. Nach meinen ersten Besuchen im Jahre 2014 habe ich geschrieben.
Der „Wolf“ ist angekommen, möge er noch lange bleiben.
Hoffen wir, dass Sven Wolf mit seiner Mannschaft das Begonnene mit Bedacht weiterführt und der Stern noch lange über dem Restaurant erstrahlen wird.
Offene Küche:
Amuse Bouche: Kartoffelschaum | Tatar von der Dorade | Lauchöl
Der „Viehstall“ in Bad Hersfeld zeigt sich an diesem Abend von der besten Seite. In der kulinarischen Diaspora Nordhessens haben die Besitzerfamilie Kniese und ihr Chefkoch Benedikt Faust eine Oase der Kulinarik geschaffen. Im alterwürdigen Hotel Stern, in der Mitte der Stadt gelegen, hat seit 2006 der „Viehstall“ L’ étable geöffnet. Bereits 2007 vergab der Guide Michelin den ersten Stern und Gault Millau zog mit 16 Punkten nach. Auch im Michelin 2010 hat der Stern seine Gültigkeit. Gault Millau zog für 2010 die Bewertung sogar an und vergab 17 von 20 Punkten.
Ich habe im Mai 2008 das Haus zum ersten Male besucht und war zur damaligen Zeit mit den Bewertungen der Führer nicht im vollen Umfang einverstanden. Nach meinen Besuch am 16.12.09 kann ich aber beiden Bewertungen folgen. Es war ein gelungener Abend.
Zum besseren Verständnis setze ich den Bericht vom Mai 2008 nachträglich in meinen Blog ein.
Wir waren vier Personen und hatten selbstverständlich einige Tage vorher reserviert. Nach dem Abnehmen der Mäntel wurden wir von einer jungen Dame zu Tisch begleitet. Nach einem Glas Champagner stand sehr schnell ein Korb mit frischen Brot und verschiedenen Dips bzw. Butter auf dem Tisch, so dass der erste Hunger gestillt werden konnte. Chefkoch Benedikt Faust erläuterte uns anschließend die Karte und schlug uns ein Menü vor. Nach einigen Diskussionen am Tisch einigten wir uns schließlich auf folgendes Menü
Pikante Tapas
Jacobsmuschel
Feine Bohne bzw. Gänsestopfleber
Sorbet
Rind mal Drei
Zwetschgen
Süße Tapas
Auch auf ein begleitendes Weinmenü konnten wir uns einigen.
Das Menü stand unter einem Gesichtspunkt:
Ein Produkt, drei Zubereitungsarten.
Benedikt Faust
Benedikt Faust
Ausbildung von 1993 bis 1996 im Weinhaus Anker in Marktheidenfeld, Lehr- und Wanderjahre im Hotel Victoria in Bad Mergentheim, im Romantik Hotel Greifen-Post und in den legendären Schweizer Stuben Wertheim. Chef de Partie in Lässig´s Restaurant im Hotel Strandhörn in Wenningstedt/Sylt sowie bei Juan Amador im Restaurant Caréme im Schlosshotel Weyberhöfe, Sous-Chef im Weinstein in Würzburg und auf Schloss Hubertushöhe in Storkow. Küchenmeisterprüfung und trat Anfang 2005 seine erste Küchenchefstelle auf Burg Schwarzenstein an. Seit dem 09. Mai 2006 im Stern Bad Hersfeld.
Pikante Tapas 1
Senf mal drei.
Senfeier, Senfgelee mit Eiercreme,
Wachtelei mit Kartoffelschaum und Senfsauce
Eiersalat mit Senfluft
Ein gelungener Auftakt, der Senf mal scharf, mal mild und halt als Luft.
Pikante Tapas 2
„Schweinerei“
Zungenragout
Gebackener Champignon
Schweinebauch in Champignonrahm
Jacobsmuschel
Auch hier: Die Muschel mal drei.
1. Gebraten, außen kross, innen noch glasig.
2. Carpaccio, drei sehr dünne Scheiben mit einer, für mich persönlich, intensiven Limonensauce. Den anderen gefiel diese Säure.
3. Ragout, Muschel fein gewürfelt und sehr gut abgeschmeckt.
Dazu kleine „Türme“ aus Melone, Salat und Schinken.
Sowohl geschmacklich als auch optisch ein Genuss.
Feine Bohne
“Feine Bohne“
Bohnenrahmsuppe mit Blutwurst & Ziegenkäse
Ein einem hohen Glas die fein abgestimmte grüne Bohnensuppe mit einem Blutwurstschaum. Hier kam der Lehrmeister wieder einmal durch. Dazu auf einem Löffel ein Ziegenkäseeis, eine Creme von Ziegenkäse sowie Käse in Blutwurst gehüllt.
Sorbet
Blutorangensorbet mit Orangensaft. Eine alkoholfreie Interpretation von Campari – Orange.
Für viele Gourmet ist ein Sorbet in einem Menü fehl am Platze . Ich habe da eine andere Auffassung. In diesem Fall passte das cremige Sorbet sehr gut in die Menüfolge.
Rind mal Drei
Rind mal Drei
Filet. Zart, durch und durch rosa auf den Punkt gebraten. So wünsche ich mir Filets auf dem Teller.
Bäckchen. In Zubereitung und Geschmack absolute Spitze. Toll!!!!!
Schwanz: In Brickteig? gehüllt. Viel gegenüber den beiden anderen Zubereitungsarten etwas zurück.
Cremiges Kartoffelpüree.
Zwetschge mit Schlag
Zwetschge mit „Schlag“
Süßes Finale mit Eis, Tiramisu und Kuchenstück.
Süße Tapas
Süße Tapas
Gelungener Abschluss mit Minze.
Das Weinmenü
2006 Muskateller Spätlese, Trocken Weingut Georg Sieben Erben, Deidesheim
2006 Volkacher Ratsherr Silvaner Spätlese, trocken. Weingut Zur Schwane Volkach
2007 „AD ARAM“ Spätburgunder QbA, im Barrique gereift, trocken