Rückblick Nr. 10

Franz Kellers Restaurante, Köln

Und auf dem Weg in die Normandie liegt immer irgendwo ein mit Michelin-Sternen geadeltes Restaurant am Wege. Dieser Spruch 2001 von I. Jünemann geschrieben stimmte bereits für das Jahr 1982. Bereits damals waren solche Fahrten für uns auch Genussreisen. In Köln wurde  der erste Stopp in Richtung Normandie gemacht.

Unser Ziel war Lüders Bar und   Franz Kellers Restaurante   in der Aachener Straße 21  zu Köln.  Franz Keller jun., einer der besten Köche Deutschland, hatte sich 1979 in Köln selbständig gemacht. Anlass Keller zu besuchen und nicht ein anders Sterne Restaurant in Köln war eine Anzeige im „Feinschmecker“ Heft 2 1980. Keller jun. Mitbegründer der neuen deutschen Küche, 2 Sterne in Oberbergen, Schüler von Paul Bocuse und so weiter….

Sein Wahlspruch versprach doch einiges:

Nicht andere Leute Ideen verwirklichen, sondern meine eigenen. Nicht anderer Leute Geld verdienen, sondern mein eigenes.

Hohe Ansprüche die er da formulierte.

Klaus Besser, hatte in seiner Gourmet Zeitung Nr. 6 vom 15 09.1980 kein gutes Haar an der Küche gelassen. Teilweise nur 8 oder 9 Punkte von 20. Er verzichtete auf eine Gesamtbewertung.

Nun aber zu unseren Besuch. Das „Restaurante“ in der Nähe des Millowitsch Theater gelegen. Bevor man in das Restaurant kommt, muss man durch Lüders Bar. Diese ist  mit Gitterrosten ausgelegt und man muss sich in tiefe, enge und knallrote Ledersessel zwängen.

Hier nehmen wir zunächst ein Aperitif ein, erhalten die Speiskarte und die nächsten Minuten vertiefen wir uns in diese. Dabei steht  schon fest, dass wir das große Menü mit Weinbegleitung nehmen. Dann kommt aber für mich die Überraschung. Unsere Tochter Sabrina, damals 11 Jahre alt, erklärte dass auch sie das Menü nehmen würde, natürlich ohne Wein.

Man muss dabei wissen, dass sie bei den vorherigen Besuchen in Sternerestaurants immer nur 1 oder 2 Gänge genommen hatte. Es wäre ihr zu langweilig, so ihre Begründung, immer zu warten und wir würden die schönsten Dinge essen. Fazit: Ab diesen Zeitpunkt wurden unsere Besuche in Sternerestaurants noch einmal um fast ein Drittel teurer.

Danach ging es in das Restaurant. Das Restaurant als fensterloser Raum mit dunklen Holz-fußboden, umlauf-ender dunkler Holzverkleidung ca. 1,00 hoch. Die Wände aus Holz mit Schnitzereien und mit Blattgold über-zogen.

Mein Fazit: Ein etwas anderes Restaurant sowohl in der Küchenausrichtung, aber auch ein neues Raumgefühl. Kein steifes Luxusrestaurant mit Kellnern in Frack und Zylindern, sondern auf der Höhe der Zeit. Vielleicht auch 5 bis 10 Jahre  voraus.

Uns hat es gefallen, die Kritik von Besser konnte ich nicht nachvollziehen.

Wichtig, unsere Tochter Sabrina hat das gesamte Menü ohne Probleme geschafft.

Rückblick 01

Rückblick Nr. 01 geht, wie könnte es auch anders sein, in die Normandie. In Baunatal wird 1982 über eine „Jumelage“ diskutiert. Da ich seit einem Jahr (1981) im Stadtparlament sitze, bin ich natürlich auch davon betroffen und befürworte energisch diese Partnerschaft. Eine Vorab -Delegation war im April von einem geheimen Besuch in Vire mit positiven Eindrücken zurückgekommen. Da ich noch etwas Resturlaub hatte und ich mich, vor der Abstimmung,  gern selbst informieren wollte machte ich mich Ende Juli mit der Familie auf den Weg in Richtung Vire.

Erster Zwischenstopp war Köln mit dem Besuch in „Franz Kellers Restaurant“.(Rückblick folgt) Am nächsten Morgen dann über die Autobahn in Belgien, noch mit Grenzkontrollen, bis zur ersten Raststätte an der A1 „ Aire de service d’Assevillers“. Hier wurde ein getankt ein erster café au lait getrunken. Dann ging es auf die N29 über Amiens und Aumale Richtung Rouen. Die Durchfahrt durch Amiens brachte mich zum Schwitzen. Damals war ja nur Karte, Spürsinn und rechtzeitiges entdecken der nächsten Abzweigung angesagt. In der Nähe von Aumale wurde dann zum ersten Male die Normandie mit dem Departement Seine-Maritim erreicht. Die Weiterfahrt erfolgte über Rouen, auch hier war die Durchfahrt nicht einfach, dann auf die A 13, die „Normandie Autobahn“ und zu unserer ersten Übernachtung in Thury Hartcourt in der „normannischen Schweiz“ gelegen. Im Hotel Restaurant Relais de la Poste( Rückblick folgt) wurde übernachtet und vorzüglich gespeist.

1982 Normandie 01

Die Fahrt wurde durch die „normannische Schweiz“ fortgesetzt und gegen Mittag des 23.07.1982 erreichte ich erstmals die Stadt Vire. Es folgte eine Besichtigung von ca. 3 Stunden. Der Platz des 6. Juni, der Uhr- und Wachturm, Schlossplatz mit der Ruine und die Kirche Notre-Dame waren die besonderen Merkmale der ersten Tour.

82 uhrenturm

Im Cafe Vivaldi, gegenüber dem Rathaus, wurde ein Kaffee getrunken. Das zum damaligen Zeitpunkt beste Restaurant in Vire, das „Chevel Blanc“, hatte an diesem Mittag geschlossen. Dieses Haus hatte damals im Michelin 1 Stern. Es wurde Ende der 80ziger Jahre geschlossen. Über die N 175 erfolgte die Fahrt zurück in unser Hotel.

82 rueNach einem „kargen“ französischen Frühstück, war eine Besichtigung des Mont St. Michel geplant. Anscheinend hatten aber an diesem Tage auch andere diese Besichtigung vor. Ein Durchkommen bis zum eigentlichen Eingang der Kirche war nicht möglich. Die „rue“ war unpassierbar. So wurde der „heilige Berg“ diesmal leider nur von außen Besichtigt.

Die Rückfahrt erfolgte über Avranches, Villedieu-les-Poeles,  Villers Bocage nach Caen. Hier wurde im Hotel Dauphin am 25.07. und 26.07. übernachtet. Wir hatten in diesem Hotel viel Glück, da an dem Empfang uns eine deutsche Stimme erwartete. Eine Austausch-studentin aus Bayern war unsere Rettung.

Dass man sich nicht immer auf die Restaurantführer verlassen kann, erfuhr ich hier sehr deutlich. Da das Restaurant des Dauphins am 25.07. seinen Ruhetag hatte, wurde trotz Warnung unserer Studentin im mit 1 Stern gekrönten Restaurant „Le Relais des Gourmets“ ein Tisch gebucht.

Die Bedienung war unfreundlich, das Essen fast ungenießbar und die Rechnung gepfeffert. Zum Schluss stellte sich dann auch noch heraus, dass der Oberkellner aus Deutschland kam, uns aber in keiner Weise bei der Auswahl geholfen hat. Das bereits hingelegte Trinkgeld wurde wieder zurückgenommen. Zwei Jahre später verlor das Restaurant verdientermaßen den Stern.

Am nächsten Tag erfolgte die Besichtigung der Invasionsküste. Von Caen über die D 22 erreichte man Arromches-les Bains mit seinen Resten des künstlichen Hafens. Die D 514 führte uns zu Port en Bessin mit seinem Hafen, nach Colleville sur Mer mit dem amerikanischen Soldatenfriedhof, zum Ponte du Hoc und nach Le Cambe zum deutschen Soldatenfriedhof.

Eine für uns eindrucksvolle Zeitreise. Über die N 13 ging es wieder zurück nach Caen.

Das Abendessen wurde im Restaurant Dauphin eingenommen. Eine normannische Spezialität folgte nach der anderen, ein völlig anderes Essen als am Vortag.

Am 27.07.1982 wurde die Heimreise über Rouen – hier wurde die Innenstadt besichtigt – und Belgien angetreten. Ein ereignisreiches Wochenende  ging zu Ende.