Nach fünf Tagen in der Normandie und in unsere Partnerstadt Vire, mit der Feier zu den 30 -jährigen partnerschaftlichen Jubiläen, führt uns der Weg diesmal nicht direkt nachhause. Wir wollen einen Abstecher nach Belgien Unternehmen. Reserviert ist im Restaurant In de Wulf.
Das Restaurant steht in der San Pellegrino Liste 2013 immerhin auf Platz 72. Noch vor Alain Ducasse, Wohlfahrt oder Haas.
Nachdem wir die Autobahn nördlich von Lille verlassen haben, wird der Weg zum Restaurant sehr abenteuerlich. Bei uns würde man diese Straßenverbindungen eher als Neben-oder Feldwege bezeichnen.
Das Restaurant liegt in der Nähe des Dorfes Dranouter in Westflandern in der Nähe der französischen Grenze. Diese Region Het Heuvelland bedeutet übersetzt Land der Berge. Naja, es sind nicht gerade Berge, aber ein Hügel löst den anderen ab. Von einem dieser Hügel sieht man in einem kleinen Tal ein lang gestrecktes Gebäude einsam stehen. In diesem ehemaligen Bauernhof ist das Hotelrestaurant untergebracht.
Wir fahren also zuerst zum Restaurant um die Reservierung noch einmal zu überprüfen. Ja, wir sind eingetragen. Danach geht es ca. 3 km zur B&B Unterkunft Kalut. (Siehe eigenen Bericht) Dass Haus war vom Restaurant empfohlen worden, da das eigene Hotel selbst ausgebucht war. Eine gute Empfehlung. Von der Terrasse des Häuschens haben wir einen wunderbaren Blick auf da Hotelrestaurant. Entfernung Luftlinie ca. 600 m.
Pünktlich um 19:00 Uhr ist unser bestelltes Taxi da und wir fahren die ca. 3 km zum Restaurant. Der Taxifahrer schwärmt nur so von seinem Landsmann Kobe Desramaults. Obwohl er dort noch nicht gegessen hat, meint er, ja er ist überzeugt, Kobe Desramaults sei der beste Koch Belgiens.
Nach dem eintreten werden wir von der jungen Dame am Empfang gefragt, ob wir zuerst im Salon oder sofort im Essraum Platz nehmen wollten. Wir entscheiden uns für den Salon, hier nehmen wir den Aperitif ein und erhalten die ersten kleinen Häppchen.
Der Salon ist in Grautönen gehalten, die Wände bestehen aus rohen Ziegelwänden, der Fußboden aus Keramik und teilweise Teppichen. Alles ist gut auf einander abgestimmt und wirkt einladend. Wir fühlen uns in der angenehmen Atmosphäre sofort zuhause.
Wir beginnen mit einem Glas Champagners und erhalten die ersten “Appetizers”.
Es beginnt mit einem hauchdünnen knusprigen „Zwiebelblatt“ mit Knoblauchcreme, danach ein Schweinscracker und zweierlei von der Karotte. Bei dem Zwiebelblatt handelt es sich wahrscheinlich um verflüssigte Zwiebeln die anschließend gebacken wurden.
Weiter ging es zum ersten Höhepunkt des Abends. Eine Ravioli aus Roter Bete war gefüllt mit einem leicht süßlichen Ziegenjogurt.
Es folgte zweierlei von der Karotte. Karottenscheibe und Karottenmousse.
Danach gab es gebackenes Brot gefüllt mit Maroilles, einem Käse aus Nordfrankreich. Gewöhnungsbedürftig war die Art des Servierens. Man musste aufpassen, was ist essbar und was sind Steine.
Danach ging es in den Essraum. Allerdings nicht normal durch die Restauranttür, sondern wir wurden zuerst durch die Küche geführt.
10-12 junge Köchinnen bzw. Köche waren bei der Arbeit. Mittendrinn der Chef. Wie sich später herausstellte waren verschiedene Nationalitäten vertreten, u.a. Holland und Schottland.
Der Essraum, mit einer für uns perfekten Atmosphäre. Rot-brauner Klinkerfußboden, wie im Salon auch hier rohe Ziegelwände weiß gestrichen. Die rustikalen Holztische standen weit genug auseinander, in den Stühlen konnte man ohne Probleme stundenlang sitzen. Das Restaurant war gut besucht. Ein internationales Sprachgewirr füllte schnell den Raum aus. Es herrschte nicht die in Sternehäusern so oft vorhandene Stille und Steifheit.
Erst hier wurden wir gefragt für welches Menü wir uns entschieden hätten. Zwei stehen zur Auswahl. Eins für 125 €, mit Weinbegleitung 205 € und ein kleineres Menü für 105 € bzw. 165 €.
Wir entschieden uns für das Größere, wir wollten schließlich die ganze Spannbreite der Kochkunst von Kobe Desramaults genießen.
Hier im Essraum wurden dann die beiden letzten beiden Küchengrüße serviert.
Zum einem eine Wellhornschnecke mit Knoblauch-Mayonnaise und zum anderen Kartoffel.
Kartoffelmousse eingehüllt in frittierten Kartoffelstreifen.
Dann wurde der zweite Höhepunkt des Abends serviert. Sauerteigbrot mit Schmalz und Salzbutter. Das Brot mit krosser Kruste war der absolute Hammer. Wir haben anschließend noch ein Brot bestellt und am nächsten Tag mit nachhause genommen.Ein Problem hatte dieses Brot allerdings, man musste sich schon in Selbstbeherrschung üben, damit man nicht allein davon satt wurde.
Auch bei dem nachfolgenden Menü mit 12 Gängen, lag der Schwerpunkt auf lokalen Produkten. Saisonale Kräuter, Gemüse, Gewürze und Früchte spielten die Hauptrolle. Fisch und Fleisch dagegen nur eine Nebenrolle. Einige der Gänge sind sehr schlicht und einfach, sowohl von den Produkten als auch von dem Anrichten. Andere sind sehr komplex und mit vielen Zutaten serviert.
Dornhai, Kohlrabi und junge Kräuter
Tatar von der Makrele über Heidekraut geräuchert
Speiserübe, Sauerrahm und Kräuter
Grüne Zwiebeln, fermentierter Porresaft und Eier vom Brill (Plattfisch)
Gebratenes Brill Filet mit Fichtensprossen
Schnecke aus Comines mit Knoblauch
Hummer mit Kartoffelschaum
Spargel mit Brennnesseln und Eidotter
Grüner Spargel mit Käse
Junge Ziege mit Strandkräutern und Meerkohl
Blutwurst mit Rhabarber
Käse auf Quitte
Rote Bete
Sellerie mit Sauerampfer
Blüten
Ziegenmilchsorbet. Dill, junge Gurke
Fazit:
Der Ort, das Essen, der Wein, die Atmosphäre alles passte perfekt zusammen. Der Besuch im Restaurant „In de Wulf“ war ein unvergessliches Erlebnis.
Wir hatten uns für die Weinbegleitung entschieden und lagen damit goldrichtig. 10 verschiedene Weine für 12 Gänge. Die Weine passten zum Essen und hatten auch die richtige Temperatur.
Der Service absolut perfekt. Die Speisen werden jeweils von den Köchinnen und Köchen serviert und erklärt die auch dafür verantwortliche zeichnen.
Kaffee, Petit Fours und einen Marillenbrand haben wir dann wieder im Salon eingenommen. Dabei ergab sich ein interessantes Gespräch mit einem Paar aus Antwerpen. Diese waren bereits zum dritten Male Gast bei Kobe Desramaults und waren auch der Auffassung, Kobe Desramaults sei der beste Koch Belgiens.
Kobe Desramaults hat „nur“ einen Stern, nach diesem Abend glauben wir, dass er den zweiten Stern verdient hat.
Indewulf
Wulvestraat 1
8951 Dranouter
Belgien
Besucht am 12.05.2013 (abends)
Danke für Bericht und Fotos, das sieht sehr spannend aus.
Würde sofort wieder hinfahren.
Ich kann Ihre positiven Eindrücke absolut bestätigen !
Einer unserer Favoriten in Belgien,wir sind seit 2007 jeweils 3 mal pro Jahr dort und haben immer tolle Esserlebnisse.
Sie sollten dann bei einem weiteren Besuch versuchen eines der neuen Zimmer zu buchen , dann ist das Gesamterlebnis noch intensiver.
Auch sein zweites Restaurant/Bistro in Gent ist sehr spannend.