20.06.2013 Essigbrätlein
Nach wie vor muss man an der Klingelschnur rechts neben der Eingangstür ziehen, um dieses gastliche Haus betreten zu können. An der Inneneinrichtung hat sich nichts geändert, aber die Küchenausrichtung hat leichte Veränderungen erfahren. Auch im Essigbrätlein legt man noch mehr Wert auf Gemüse, Kräuter, Fisch und Fleisch aus der Region, die Gewürze spielen in der Küche von Andre Köthe und Yves Ollech aber auch weiterhin eine gewichtige Rolle.
Schon der Gruß aus der Küche zeigt diese Veränderungen an. Die sonst servierten gefüllten Knusperrollen, in den letzten Jahren immer Bestandteil im Menü, wurden diesmal nicht serviert. Wie üblich standen aber das Karottenbrot und die Erbsenbutter schnell auf dem Tisch, dazu ein alkoholfreier Aperitif.
Danach drei kleine Häppchen.
Hafer mit unreifen roten Johannisbeeren. Der Hafer mit leichten Röstaromen. Dazu das säuerliche Obst. Ein gelungener Auftakt
Erbsencreme. Es sollte aber noch besser kommen. Lauwarme Erbsencreme wurde in einer aufgeschlitzten Schote serviert. Beim Aussaugen dürften wir den reinen unverfälschten Erbsengeschmack erleben.
Das Mittagsmenü diesmal mit fünf Gängen statt der sonst üblichen vier. Die auf dem Tisch liegende Speisekarte ist sehr zurückhaltend formuliert und erwähnt nur die zwei wichtigsten Zutaten. Keine Preisangaben.
Seeforelle mit Sauerampfer – dazu 2011 Sauvignon Blanc, Neumeister, Steiermark
Zwei Scheiben vom leicht erwärmten Fisch, dazu knackiger Salat und Lindenblüten, nicht nur als Dekoration gedacht. Dazu eine leichte Säure durch den Sauerampfer.
Kohlrabi mit Mohn – dazu 2011 Weißer Burgunder, Luckert, Franken
Als zweiter Gang dann Kohlrabi in drei verschiedenen Texturen und Geschmacksrichtungen. Als rohe Scheibe, als pur gedünstetes Stück mit Blättchen und als grüne Sauce aus Kohlblättern serviert wird. Mohn unterstreicht die Nussigkeit der Kohlrabi.
Spargel mit Brotcreme – dazu 2011 Chardonnay „S“, Wittmann, Rheinhessen
Die Saison für Spargel nähert sich dem Ende. Die Spargelköpfe mit schönem Biss. Wir „hassen“ durchgegarten Spargel. Dazu knackige Spargelchips mit einem sehr Intensiven Aroma der Stage. Eine leicht Brotsauce und Jogurt rundeten den Gang ab.
Lamm mit Lauch – dazu 2006 Clos Puy Arnaud, Cotes de Castillon, Bordeaux
Das Stück Lamm durch und durch rosa gegart (Saus Vide) mit erfreulichen Lammgeschmack. Dazu pochierter Lauch.
Kiefernadeleis mit Kräutern – 2009 Riesling Trockenbeerenauslese, Frey, Pfalz
Kiefernadeln scheinen im Moment In zu sein. Ich denke da an unseren Besuch im Restaurant „In de Wulf“ vor ca. 6 Wochen. Diesmal als Eis auf einer leichten Vanillesauce und sehr intensiv schmeckenden Kräutern.
Zum Abschluss dann Kaffee, ein Mirabelle und der Desserthit des Essigbrätlein. Fünf verschiedene Schokoladen hergestellt aus Valrhona Couverturen u.a. mit Trauben, Himbeere und karamelisierten Nüssen.
Fazit: Kulinarisch gesehen hatten wir wieder einmal ein schönes Mittagessen im Essigbrätlein erlebt. Wir stellen aber auch fest, dass die Hauptzutaten sich im Laufe der Jahre kaum ändern. (Seeforelle, Kohlrabi, Lamm). Wie immer war es aber auch diesmal ein besonders Geschmackserlebnis. Die Weinbegleitung war gut gewählt und kam auch mit der richtigen Temperatur in das Glas. Perfekter und unaufdringlicher Service durch eine junge Dame. Maitre-Sommelier Ivan Jakir hat Donnerstag seinen wohlverdienten Ruhetag.